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“Satsang (Gemeinschaft mit weisen, heiligen und erleuchteten Personen) ist ein weiterer Torwächter zur Befreiung. Satsang erweitert die Intelligenz, zerstört die Unwissenheit und beseitigt die psychologische Unruhe…. Satsang allein ist für den Menschen ein Licht auf dem Weg des Lebens. Satsang ist allen anderen Formen religiöser Praktiken wie Wohltätigkeit, Askese, Pilgerreisen und religiösen Riten überlegen.”

Aus “Yoga Vasistha”, in der Übersetzung von Swami Venkatesananda

Die Essenz von Satsang –  eine Begegnung mit dir selbst

Manche denken, dass Satsang so etwas wie ein Vortrag ist, oder ein Treffen mit einem charismatischen, besonderen Menschen. Andere haben ein intellektuelles Interesse daran, etwas über das Konzept spiritueller Erleuchtung zu lernen oder finden es spannend, jemand “Erleuchtetes” zu treffen und in seiner stillen Präsenz zu sitzen.

Doch solche Beweggründe schränken den Sinn und die Kraft von Satsang nur ein. Es gibt überall charismatische Dozenten und man kann auch leicht Menschen finden, die spirituelle Erleuchtung wortreich erklären können. Aber wenn man Zeit in der Präsenz eines oder einer Erleuchteten verbringt, geht es nicht darum, dass das eine vorübergehende schöne Erfahrung ist. Das wäre Verschwendung.

Wenn wir uns Satsang also bloß als eine Begegnung mit einem Menschen vorstellen, der ein kraftvolles energetisches Feld mitbringt und den Weg zur Erleuchtung lehrt, sind wir auf dem falschen Weg. Konzentrieren wir uns auf den Lehrer als ein Objekt, macht das die Sache noch schlimmer. Denn eigentlich ist Satsang eine Begegnung mit dir selbst – wahrhaftig eine seltene Chance, dir selbst zu begegnen.

Im Satsang gibt es kein intellektuelles Lernen, das von Bedeutung wäre. Du bist nicht dabei, um verstandesmäßig angeregt zu werden oder neue Ideen in deinen bereits vollen Kopf zu schütten. Wenn du zum Satsang kommst, legst du die Kleider des Intellekt, der Emotionen und Empfindungen ab, die künstlich dein nacktes, reines Sein bedecken. Es ist eine direkte, unmittelbare Begegnung mit dir selbst.

Wenn du zum Satsang kommst, legst du die Kleider des Intellekt, der Emotionen und Empfindungen ab, die künstlich dein nacktes, reines Sein bedecken.

Darum wäre es Verschwendung, sich nur auf den Lehrer zu konzentrieren: Ein echter Satsang geschieht, wenn du erlebst, dass dein eigenes Selbst in seinen Worten zu dir spricht und dich an etwas erinnert, das du schon weißt. Du brauchst nur lernen, in dich zu schauen; hinter dieses Dickicht aus Kultur, Selbstbild, konditioniertem Denken, emotionalen Gewohnheiten und Identifizierung mit dem Körper zu blicken.

Wenn du die Rolle von Satsang in dieser Tiefe wahrnimmst, wird dir leicht klar, warum die große, uralte Schrift des “Yoga Vasishtha” erklärt, dass “Satsang allen anderen Formen religiöser Praxis überlegen” sei. Satsang ist die ultimative spirituelle Praxis, viel bedeutender als jede Meditation. In ihrer Essenz ersetzt Satsang die Tempel und Kathedralen der Vergangenheit, da er den Wechsel von den äußeren in den inneren Tempel bedeutet. Es ist ein Verstehen dessen, dass man das Ewige nicht religiös verehren, sondern still in sich selbst erkennen kann.

Satsang ist die ultimative spirituelle Praxis, viel bedeutender als jede Meditation.

Es ist wichtig, dass wir lernen, uns selbst zu begegnen. Das ist der Dienst, den uns Erleuchtete anbieten. Sie sind erleuchtet worden, weil ihnen andere gezeigt haben, wie sie sich selbst begegnen können. Jetzt sind sie hier und fungieren für andere wie ein durchsichtiges Tor, hinter dem wir, wenn wir es passieren, unserem wirklichen Selbst begegnen können.

Der größte Vorteil, den erleuchtete Lehrer uns bringen, ist, dass in ihnen ein großes Feuer ewiger Wahrheit brennt, während in uns vielleicht nur eine kleine Flamme flackert. Wir kümmern uns um diese Flamme durch unsere Übungen und unser Lernen, aber unter den Sorgen und dem Druck des Alltags wird sie oft schwächer oder erlischt ganz. Die Rolle von Satsang besteht darin, unser inneres Feuer immer mehr anzufachen, und so lernen wir mehr und mehr, dieses Feuer weiterzutragen, das in Wirklichkeit nie sterben kann.

Der oder die Erleuchtete ist immer wachsam. Er oder sie hat ein ungebrochenes, aktives, brennendes Gewahrsein erreicht, das im Wachzustand fortwährend da ist – während wir oft darum kämpfen müssen, uns nicht von der Schwerkraft unseres alltäglichen Bewusstseins hinunterziehen zu lassen.

Im Satsang haben wir die Möglichkeit, uns in das mühelose höhere Bewusstsein hineintragen zu lassen. In dieser Atmosphäre wird es wunderbar leicht für uns, mit unserem wahren Selbst in Berührung zu kommen und auch die innere Sehnsucht zu wecken, die das ganz wirklich werden lassen will. Wir kommen mit dem erleuchteten Feld so sehr in Einklang, dass wir als unser erleuchtetes Selbst fühlen, denken und wissen. Dies öffnet uns für eine ganz neue und zutiefst beglückende Sicht auf ein Leben, das in dieser wunderbare Selbsterkenntnis stattfindet.

Wenn wir uns trauen, den göttlichen, unzerstörbaren Teil in uns ganz direkt anzusehen, ist der tiefe Durst unserer Seele endlich gestillt.

Die Geschichte von uns als Person – unsere kleine, flüchtige Geschichte als kleiner Flecken Persönlichkeit – ist unecht. Das ewige Feuer des Satsangs brennt diese Geschichte weg und lässt nur das übrig, was vor unserer Geburt da war und was nach dem Tod bleiben wird. Gereinigt durch dieses Feuer erkennen wir ganz mühelos, dass nur diese Selbsterkenntnis Sinn und Glück möglich macht und allem menschlichen Suchen ein Ende setzt. Wenn wir uns trauen, den göttlichen, unzerstörbaren Teil in uns ganz direkt anzusehen, ist der tiefe Durst unserer Seele endlich gestillt.

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